WAS, WENN EIN KUNSTWERK ALTERT ODER BESCHÄDIGT IST?
Dieser Herausforderung stellen sich die beiden Restauratoren Anja Idehen und Michael Janowski in ihrem Berufsalltag.
Täglich tüfteln sie an der richtigen Methode, um ein Kunstwerk, eine Skulptur oder einen wertvollen Bilderrahmen vor Verfall und Zersetzung zu retten.
Das ist ohne solide Qualifikation und Ausbildung im Handwerk nicht vorstellbar
und erfordert Respekt gegenüber dem Original und seiner Geschichte.
Eine Gruppe des Freundeskreises besucht die Ateliergemeinschaft Anja Idehen, Dipl.-Restauratorin, und Michael Janowski, Vergolder und Fassmaler. Letzteres ist der Begriff für einen Handwerker, der die Bemalung und Vergoldung von Holzplastiken vornimmt und den Arbeiten damit erst ihr endgültiges Aussehen verleiht.
Die beiden hochspezialisierten Fachleute geben spannende Einblicke in ihre praktischen Arbeiten der Gemälderestaurierungen bzw. in die Techniken der Vergoldung.
Herr Janowski verwendet für Bilderrahmen, Möbel und andere Kunstwerke Blattgold von nur viertausendstel Millimeter Dicke. Zunächst wird der Rahmen mit einer mehrschichtigen Kreideschicht vorbereitet und geschliffen. Das hauchdünne Blattgold wird auf einer Lederfläche zugeschnitten. Dann lädt Herr Janowski einen ultraweichen Pinsel elektrostatisch auf, indem er sich damit über die Wange streicht. Das Goldblättchen kann so aufgenommen werden und bleibt an den Pinselhaaren kleben. Es wird auf den Rahmen aufgetragen und mit einem kleinen Achatstein geglättet. Die Technik erfordert eine außerordentlich ruhige Hand.
Frau Idehen, die für ihre Arbeit eine fundierte universitäre kunsthistorische Ausbildung hat, verfügt über eine große praktische Berufserfahrung in der Restauration und Konservierung von Gemälden. Das wichtigste Prinzip ist immer, ein Kunstwerk nicht zu verfälschen, sondern den Ursprungszustand wieder herzustellen. Sie führt uns vor, wie sie Gemälde reinigt und restauriert, eine Geduldsarbeit im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Bild wird mit einem kleinen Wattetupfer und ruhiger Hand mit großer Geduld Millimeter für Millimeter von Ablagerungen und alter Firnis gereinigt. Fehlstellen werden sorgfältig übermalt. Lücken und Risse in der Leinwand werden mittels Gewebe-Intarsien geschlossen.
An diesem Tag ist auch der Künstler Albrecht Tübke zu Gast im Atelier. Über die Ausbildung als Fotograf fand er zu seiner besonderen Form der klassischen Lasur-Malerei aus der Renaissance. Herr Tübke baut ein Gemälde von der Untermalung bis zur letzten transparenten Farbschicht in vielen übereinander liegenden Schichten langsam auf. Das Ergebnis sind betörend schöne Bilder mit großer Farbtiefe und Detail-Genauigkeit.
Die Besuchergruppe bedankt sich sehr herzlich bei den Künstlern für ihre leidenschaftlichen und fesselnden Vorträge und Einblicke in ihr künstlerisches Schaffen.
Text: Irmtrud Pandza + Dr. Herbert Mandelartz | Foto: Verena Schmitt