Kunst in der DDR – vom sozialistischen Realismus zum Neokonservatismus

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges war die Spaltung Deutschlands in zwei politische Lager
auch im Streit über Sinn und Inhalt künstlerischen Schaffens zu erkennen.
Die Folge war, dass die Kunst im Westen zum Schauplatz der Moderne wurde und sich frei entfalten konnte.
Dagegen wurde den Künstlern in der DDR auferlegt, in ihren Werken
die neue Staatsideologie und den Sieg des Sozialismus über den Faschismus zu feiern.

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Nicht alle Kunstschaffenden in der DDR wollten sich dieser Vorgabe beugen. Mit den Jahren entstand trotz aller kulturpolitischen Repressalien eine differenzierte und vielseitige Kunst, deren wichtigsten Entwicklungsschritte und bedeutendsten Repräsentanten im Vortrag von Frau Dr. Hofmann vorgestellt wurden. Dafür gaben die Werke von Neo Rauch aus „Der Beifang“ im Gutshauses Steglitz den Einstieg.

Die neue sozialistische Kunst der DDR sollte nicht für Museen, Galerien oder für private Sammler entstehen, sondern „dem Volk gehören“. Sie wurde daher überwiegend im öffentlichen Raum, in Kombinaten, Betrieben und Kantinen präsentiert.

Künstler der Nachkriegsgeneration beschäftigten sich überwiegend mit den Folgen der Kriegszeit. Zu nennen ist Hans Grundig mit seinem Werk „Den Opfern des Faschismus, 1948“. Auch die zweite Künstlergeneration folgte dem staatlichen Auftrag und war bestrebt, bei den Werktätigen künstlerisch-ästhetische Bedürfnisse zu wecken. Linientreue Maler wie Willi Sitte und Bernhard Heisig stellten in ihren oft pathetischen und idealisierenden Werken Arbeiter und Bauern in den Mittelpunkt.

Die Künstler der dritten Generation waren in den künstlerischen Zentren von Halle, Berlin, Dresden und Leipzig organisiert. In Berlin entwickelten die Künstler dank ihrer etwas vergessenen Situation in der geteilten Stadt eine eigene progressive, aber auch depressive Stilrichtung. Beispiele sind Werke von Harald Metzkes „Die Freunde, 1957“ und die Kellerbilder in der Akademie der Künste.

Dresden war die wichtigste Stadt der Kunst. Hier fanden alle vier Jahre die Kunstausstellungen der DDR statt, zu denen jeweils ganze Betriebsmannschaften gingen. Zu nennen ist A. R. Penck, der mit seinen Werken, z. B. „Der Übergang, 1963“, die Staatsmacht dermaßen provozierte, dass seine Bilder beschlagnahmt, seine Mitgliedschaft im Verband Bildender Künstler der DDR storniert und er 1980 ausgebürgert wurde.

Leipzig war die Kunststadt schlechthin. Hier lebten und arbeiteten die größten und bekanntesten Künstler, die international anerkannt waren und dem Staat zu positivem Ansehen im Bereich Bildende Kunst verhalfen. Großen Einfluss hatte Werner Tübke. Er befreite sich von sozialistischen Vorgaben und entwickelte einen magischen Realismus mit surrealen Zügen. Sein Werk der Superlative ist das thüringische Bauernkriegspanorama mit vielen tausend Figuren und Schlüsselszenen auf einer fast 1.800 qm großen Rundleinwand.

Auch Wolfgang Mattheuer und schließlich Neo Rauch holten sich ihre Inspirationen nicht innerhalb der offiziellen Linie, sondern bei Picasso, Beckmann und Künstlern der Pop Art und des Surrealismus. Ihre Werke zeigen die Wirklichkeit im Land, Hoffnung, Zweifel, Widerstand und Resignation. Neo Rauchs Bilder werden Rätselhaftigkeit, Suggestivität und Zeitlosigkeit nachgesagt. Heute ist er ein international anerkannter Künstler des Neokonservatismus und erfolgreicher Vertreter der Neuen Leipziger Schule.

Die Gruppe des Freundeskreises bedankt sich sehr herzlich bei Frau Dr. Hofmann für ihren qualifizierten Vortrag und sehr kenntnisreichen Erläuterungen.

Ein Dankeschön auch den Damen Dr. Hausmann, Dr. Nippe und Dr. Urban, sowie dem Hausmeister, Herrn Wielgosch, für gute Administration und Bereitstellung des Rokokosaals im Gutshaus Steglitz.

Text: Irmtrud Pandza | Bild: Neo Rauch Das Kollegium, 2019