Tolia Astakhishvili im Haus am Waldsee
In den 1920-Jahren mit anderen Villen rund um den Waldsee erbaut, diente das Haus im englischen Landhausstil einem jüdischen Textilunternehmer als Wohnhaus.
Was einst ein privates und sicheres Heim für eine große Familie war, wurde ein paar Jahre später seinen Bewohnern entrissen.
Das ehemals lebendige Gebäude zeigte bald Spuren des Verfalls.
In den 1950er Jahren wurde es wieder belebt und zu einer Galerie umgewandelt und präsentiert seitdem zeitgenössische Kunstwerke, Konzerte und Veranstaltungen.
Tolia Astakhishvili hat mit ihrem ausgeprägten räumlichen Vorstellungsvermögen die ehemaligen Wohnräume des Hauses am Waldsee mit raumgreifenden Installationen umgeformt. Abstrakte Gemälde, Texte, Objekte, Rigips- und Wellblechwände, Klanginstallation und Videos verändern die Räume so stark, dass die Vorstellung eines privaten Rückzugsortes aufgehoben wird.
Der Besucher ahnt, dass „das Zuhause“ nicht in jedem Fall ein stabiles Konzept ist. Eine Wohnung muss kein sicherer Ort sein, der existenziellen Halt gibt, sondern kann mitunter ein Ort des Widerstands, des Konflikts oder der Gewalt sein. Diese spannungsvolle Beziehung zwischen Individuum und Raum sowie den mentalen und physischen Wechselwirkungen zwischen einer abgeschlossenen Umgebung und seinen Bewohnern macht Tolia Astakhishvili in ihrer Ausstellung The First Finger (Teil II) erfahrbar.
Die Künstlerin ist in Tiflis/Georgien geboren, lebt und arbeitet in Berlin. Ihre Werke zeichnen sich durch kräftige Farben und abstrakte Formen aus. Sie sind eine Mischung aus Expressionismus und Abstraktion und geprägt von einer eindrucksvollen Sensibilität.
Ohne Erklärungen und Ausführungen von Frau Luise Bichler wären der Gruppe des Freundeskreises etliche Aspekte der Ausstellung entgangen. Wir bedanken uns für ihre fachkundige Führung durch die Ausstellung.
Text: Irmtrud Pandza | Foto: Hubert Pandza