Bettina van Haaren
Marien und Motten
10. September 2020 – 23. Oktober 2020
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Eröffnung
10. September 2020 - 18:00 Uhr
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English version below
Die Saarländische Galerie eröffnet ihre Ausstellung zur/m BERLIN ART WEEK | GALLERY WEEKEND BERLIN 2020 mit aktuellen Zeichnungen von Bettina van Haaren. Vor Ort wird die Künstlerin eine große Wandzeichnung erarbeiten, die auf den Raum der Saarländischen Galerie reagiert.
Zur Ausstellung erscheint der Katalog „Marien und Motten, Zeichnungen 2019“ mit Texten von Marie von Heyl und Gerhard van der Grinten.
Pandemie bedingt wird es keine klassische Eröffnung geben. Bettina van Haaren wird am Donnerstag, 10. September (16 bis 21 Uhr), am Freitag, 11. September (14 bis 21 Uhr) und am 12. September (14 bis 19 Uhr) in der Ausstellung sein. Zudem wird es am 11. September (17 und 19 h) und am 12. September (15 h) Werkgespräche mit der Künstlerin geben, zu denen Sie sich unter info@saarlaendische-galerie.eu anmelden können.
„Marien und Motten, die Heilige Maria und das flatterhafte Geschöpf der Nacht — bereits der Titel der Ausstellung ist eine Anmaßung. Nicht etwa, weil hier die Mutter Jesu assoziativ-additiv mit einem Insekt in Verbindung gebracht wird. So etwas schockt in der Kunst schon lange niemanden mehr. Nein, die Anmaßung liegt an anderer Stelle und ist künstlerisch wie gesellschaftlich hochaktuell: Marien, das sind viele. Durch die Mehrzahl werden Unverwechselbarkeit und Unaustauschbarkeit der Einen begrifflich untergraben. Eine blasphemische Provokation. Schließlich ist die Heilige Maria nicht irgendeine Mutter, sondern DIE Mutter per se. Der Titel kratzt an diesem weiblichen Archetyp, Maria wird gewöhnlich. Schon hier bringt Bettina van Haaren also auf den Punkt, was sie formal wie thematisch in ihren Zeichnungen entwickelt: das Dilemma der weiblichen Position, die Zerrissenheit zwischen archetypisch verklärter mütterlicher Einheit und als zersetzende Bedrohung empfundener Vielheit. Maria oder Motte. Göttin oder Plage. Jungfrau oder Flittchen.“ (Marie von Heyl im Katalogtext)
Die Zeichnung steht in Bettina van Haarens Werk als Medium gleichberechtig neben der Malerei und der Druckgrafik. Sie lässt uns unmittelbarer noch als in ihrer Malerei am bildlichen Denken und Arbeiten van Haarens teilnehmen, das sie selbst so beschreibt: „Es ist Überprüfungsgeschehen von Erfahren, Erinnern und ein Neu-Erfinden. Es ist eine Arbeit gegen das Sich-Verlieren, an der Fremdheit und Unsicherheit des Da-Seins, ein ständiger Such- und Erkenntnisprozess.“ Und: „Es hat mit Zeitaushalten zu tun und mit Spiel.“ Folgt man dem Strich der auf die Umrisslinie reduzierten Zeichnungen, kann man sehen, wie er Dinge, Körper abtastet, sich herantastet, vor der endgültigen Umgrenzung einer Form zögert, abbricht und an anderer Stelle wieder neu ansetzt. Figuren, Dinge, die die Linien umschreiben, sind aus gewohnten Zusammenhängen extrahiert, sie lösen sich auf, vervielfältigen sich und tauchen in neuen Kombinationen wieder auf. Sie werden in ein labiles System überführt, das den Moment des Zerfalls als andere Seite der Ordnung immer schon in sich trägt.
Beitrag von Ingeborg Koch-Haag zur Ausstellung im Opus Kulturmagazin (online): https://www.opus-kulturmagazin.de/malen-als-leidenschaftlichen-anamnese/
Bettina van Haaren
geboren 1961 in Krefeld
1981–1987 Studium der Bildenden Kunst an der Kunsthochschule Mainz (Johannes Gutenberg-Universität) bei Bernd Schwering.
Seit 2000 Professur für Zeichnung und Druckgraphik an der Universität Dortmund.
Das Werk wurde in über 80 Einzel- und 140 Gruppenausstellungen in Europa, USA, Neuseeland und China gezeigt. 24 Personalpublikationen über Bettina van Haaren liegen vor. Bettina van Haaren lebt und arbeitet in Dortmund und Witten. www.Bettina-van-Haaren.de
Video: Bettina van Haaren im Atelier, 2020: https://www.youtube.com/watch?v=4szXDUGmSrA
Bettina van Haaren – Marien und Motten [Marias and Moths]
The Saarländische Galerie presents, on the occasion of BERLIN ART WEEK | GALLERY WEEKEND BERLIN 2020, an exhibition of drawings both recent and live by Bettina van Haaren: for the artist will produce a site-specific wall sized drawing in response to the Saarländische Galerie venue.
The catalogue Marien und Motten. Zeichnungen 2019 with texts by Marie von Heyl and Gerhard van der Grinten will accompany the exhibition.
“Marias and Moths, the Virgin Mary and the fickle creature of the night – the very title of the show is an insolence. Not so much because the Mother of God is brought into association with an insect—that sort of thing no longer shocks anyone in the art world. No, the insolence lies elsewhere, in a fact that is now staring art and society in the face: there are very many Marias. This multiplicity itself undermines the inimitability and irreplaceability of the one and only Mother of Jesus. It is a provocative blasphemy. The Virgin Mary is, after all, not just any mother but THE incarnation of motherhood. And the exhibition title chips away at this female archetype, it makes Maria ordinary. Thus, in terms both of the subject matter and the formal range of her drawings, Bettina van Haaren puts her finger on the female dilemma precisely: the rift between the Mother as an archetypal ideal and the presumably corrosive influence of plurality. Maria or moth. Goddess or plague. Virgin or slut.” (Marie von Heyl, in the exhibition catalogue).
Drawing in Bettina van Haaren’s oeuvre is no less an essential medium than painting or printed graphic work. Indeed, even more than painting and graphic work, the drawings open a window onto Van Haaren’s process of visually thinking and doing, which she has described thus: “It’s a matter of reassessing past experience and memory, of re-invention. The work is a pitch against loss of self, against the alienation and insecurity of existence, a never-ending quest for awareness and realization.” And: “It’s about playfulness and being able to stand the veracity of time.” To trace the reduced contours in a Van Haaren drawing is to sense how the probing yet resolute line feels its way towards the object, the body in question, hesitates to lend it final form, then breaks off and starts over at a different point. The figures the lines describe are abstracted from their usual circumstance; they dissolve into space, multiply, and reappear in new constellations. They are translated into a precarious system that always holds within itself the moment of dissolution as the other face of order.
Bettina van Haaren
*1961 in Krefeld, Germany
1981–1987 graduates in Visual Arts from the Kunsthochschule Mainz (Johannes Gutenberg-Universität) under Bernd Schwering.
2000 is appointed Professor for Drawing and Printed Graphic Work at the University of Dortmund.
The work has been shown in over 80 solo and 140 group shows in Europe, the USA, New Zealand and China. Publications about Bettina van Haaren meanwhile number 24. The artist lives and works in Dortmund and Witten.