Joachim Ickrath

Trotz der Geraden / Despite the Straight Lines

5. September 2024 – 2. November 2024

Eröffnung

5. September 2024 - 18:30 Uhr

Einführung

Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig, CEO / Generaldirektor des UNESCO Weltkulturerbes Völklinger Hütte a. D. / Former Director General of the UNESCO World Heritage Site Völklinger Hütte

+  +  +  +  +  Sonderöffnugszeiten zur Art Week: Freitag, 13.9., 14 – 21 h; Samstag, 14.9., 14 – 20 h; Sonntag, 15.9., 14 – 18 h / Special opening hours during Art Week: Fri, 13 SEP, 2 – 9 p.m.; Sat, 14 SEP, 2 – 8 p.m.; Sun, 15  SEP, 2 – 6 p.m. +  +  +  +  +

Trotz der Geraden ( English version below)

Er gehört zu den wichtigen Vertretern der konkreten Kunst in Deutschland: Joachim Ickrath, der seit seiner Kindheit mit längeren Unterbrechungen im Saarland lebt, zeigt ab dem 5. September 2024 unter dem Titel „Trotz der Geraden“ eine Auswahl seiner Arbeiten in der Saarländischen Galerie in Berlin.

In Berlin war es auch, dass Joachim Ickrath in den 1960er Jahren in der Gruppe um die von ihm und seiner Frau gegründeten Zeitschrift ZAAZ die Grundlagen zu seiner künstlerischen Arbeit legte: die Gestaltung seiner Arbeiten folgt den „Prinzipien“ der konkreten Kunst. Der Schweizer Künstler Max Bill hatte 1936 programmatisch festgelegt:„konkrete kunst nennen wir jene kunstwerke, die aufgrund ihrer ureigenen mittel und gesetzmässigkeiten – ohne äusserliche anlehnung an naturerscheinungen oder deren transformierung, also nicht durch abstraktion – entstanden sind. konkrete kunst ist in ihrer eigenart selbständig.“ Basis für Joachim Ickraths Arbeiten ist eine Beschränkung auf die zentralen künstlerischen Mittel: Fläche, Farbe und geometrische Form (Linie, Rechteck, Quadrat, etc.). Er untersucht Linie, Fläche und Farbe in ihrem Verhältnis zueinander. In diesen seriellen künstlerischen „Untersuchungen“, die von bestimmten Fragestellungen geleitet sind, entsteht aus der Reduktion ein unerschöpflicher Reichtum an Möglichkeiten: Ickrath variiert einzelne Elemente (z.B. Farbe) und kombiniert sie in immer neuen Konstellationen. Sein Vorgehen ist dabei ebenso systematisch wie intuitiv. Es gibt dem Zufall und den nicht vorhersehbaren Prozessen beim Machen Raum.

Seine „Gitterbilder“ etwa entstehen, indem Ickrath mit einer Ziehfeder und Acrylfarbe ein Gitternetz über das Blatt legt und darüber unterbrochene Linien zieht. Diese fallen aufgrund des jeweils neuen Ansatzes der Feder und des Drucks auf sie mal dünner und zarter, mal dicker und pastoser aus. Durch den bewussten Einsatz bestimmter Farben und die Überlagerung der Linien entsteht eine flirrende räumliche Wirkung beim Betrachten. „Trotz der Geraden“ sehen wir einen Farbraum. Ähnliches geschieht bei den Bildern, in denen er mit farbigen breiteren Bändern arbeitet. Die Struktur aus sich rechteckig überlagernden breiten Linien wirkt durch den gezielten Einsatz der Farben dreidimensional.

„Jedes meiner Werke in der Ausstellung ist ein Schritt auf der Suche nach dem, was jenseits unserer gewohnten Wahrnehmung liegt. Es ist eine Einladung, die Welt anders zu sehen – farbenreicher, tiefer und bewusster. (J. Ickrath) Die Gestaltung, die ästhetische Produktion ist bei Joachim Ickrath nicht ohne die Suche nach dem „Wirklichen“, nach allgemeingültigen Prinzipien denkbar, nach denen er auch Religion und Philosophie befragt. Er hat sich während eines zweijährigen Aufenthalts in Indien mit Sprache, Texten und Mythologie des Hinduismus vertraut gemacht, aber ebenso christliche Mystiker und Weisheitslehrer studiert. Ickraths Suche nach dem „was die Welt im Innersten zusammenhält (Goethe)“, folgt damit einer weiteren Definition der konkreten Kunst von Max Bill: „Konkrete Kunst ist in ihrer letzten Konsequenz der reine Ausdruck von harmonischem Maß und Gesetz. Sie ordnet Systeme und gibt mit künstlerischen Mitteln diesen Ordnungen das Leben. Sie ist real und geistig, unnaturalistisch und dennoch naturnah. Sie erstrebt das Universelle und pflegt dennoch das Einmalige.“

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog. Der Saarländische Rundfunk hat im „Aktuellen Bericht“ vom 9.9.2024 einen Beitrag zur Ausstellung und zur Situation der Saarländischen Galerie gesendet (bei Minute 24:27): https://www.ardmediathek.de/video/aktueller-bericht/aktueller-bericht-09-09-2024/sr/Y3JpZDovL3NyLW9ubGluZS5kZS9BQl8xNDQzMDQ

Despite the Straight Lines

He ranks among Germany’s eminent exponents of Concrete Art: Joachim Ickrath – who has lived in Saarland since his childhood, save for some lengthy periods elsewhere – is to show a selection of his work under the title “Despite the Straight Lines” from September 5, 2024, at the Saarländische Galerie in Berlin.

It was in Berlin, too, that Joachim Ickrath laid the foundations of his artistic oeuvre in the 1960s, in the circle revolving around the journal ZAAZ founded by him and his wife: the design of his works followed the “principles” of Concrete Art. The Swiss artist Max Bill had specified in 1936 that “Concrete Art is the name we give to works of art created on the basis of their inherent means and laws, without reference to external factors such as natural phenomena and their transformation, which is to say, without abstraction. Concrete Art exists in its own right, independently of all else”. Joachim Ickrath’s works accordingly draw on a limited spectrum of means, namely planes, colours and geometric forms (line, rectangle, square, etc.). He investigates the line, plane and colour in relation to one another. In the course of these serial artistic “inquiries” he pursues certain questions and the subsequent reduction gives rise to an infinite wealth of potential. Ickrath varies individual elements (such as colour) and combines them in ever new constellations. His procedure is systematic yet also intuitive: it leaves room for chance and unforeseeable processes.

Ickrath’s “grid paintings”, for example, come about when he uses a pen and acrylic paints to impose a grid on an image and cover it in broken lines. These turn out more or less thin or thick, delicate or impasto, depending on how the pen and pressure are applied. The conscious use of certain colours superimposed on the lines gives the viewer the impression of a shimmering space: a 3D entity composed of colour “despite the straight lines”. A similar 3D effect can be found in those paintings in which Ickrath works with broad bands of colour, juxtaposing bold rectangles in specific chromatic ranges.

Each of the works in the exhibition stands for a step in my quest for that which lies beyond our habitual perception. It is an invitation to see the world in a new light and with greater awareness –richer in colour and more profound (J. Ickrath) Aesthetic production in the case of Joachim Ickrath is unthinkable without this quest both for “what truly exists” and for universal principles, one he undertakes in order to query religion and philosophy. During a two-year sojourn in India, he familiarised himself with the language, texts and mythology of Hinduism while also studying Christian mystics and spiritual teachers. Ickrath’s search for “that which binds the world […] and innermost life” (Goethe)” thus accords with another definition of Concrete Art proffered by Max Bill: “Concrete Art is in the final instance the pure expression of harmonious measure and law. It orders systems and breathes life into those orders by artistic means. It is material and spiritual, non-naturalistic and yet close to nature. It strives for the universal and is nonetheless attentive to what is unique.”

The exhibition will be accompanied by a catalogue. Saarländischer Rundfunk broadcast a report on the exhibition and the situation of the Saarländische Galerie in the ‘Aktueller Bericht’ on 9 September 2024 (at minute 24:27): https://www.ardmediathek.de/video/aktueller-bericht/aktueller-bericht-09-09-2024/sr/Y3JpZDovL3NyLW9ubGluZS5kZS9BQl8xNDQzMDQ

Biografie / Biography

1940 geboren in Berlin, Kindheit und Schulzeit in Saarbrücken, 1959-62 Ausbildung an der Kunst- und Gewerbeschule in Basel/CH, Gasthörer an der Schule für Kunst und Handwerk, Saarbrücken, 1962-70 Aufenthalt in Berlin, zwei Semester Stipendiat in der Bildhauerklasse von Hans Uhlmann an der HdK, 1966 Mitherausgeber der Kunstzeitschrift „ZAAZ“, 1970-81 Reisen in Europa, Asien, Amerika: zwei Jahre Aufenthalt in Indien, seit 1967 Ausstellungen, Publikationen von Kunstkalendern, seit 1982 freischaffender Künstler im Saarland

1940 born in Berlin, childhood and school years in Saarbrücken, 1959-62 studied at the Kunst- und Gewerbeschule in Basel/CH, guest student at the Schule für Kunst und Handwerk, Saarbrücken, 1962-70 lived in Berlin, two semester scholarship in Hans Uhlmann’s sculpture class at the HdK, 1966 co-editor of the art magazine „ZAAZ“, 1970-81 travelled in Europe, Asia, America: two years in India, since 1967 exhibitions, publications of art calendars, since 1982 freelance artist in Saarland.

Einzelausstellungen / Solo shows (Auswahl seit 2000 / Selection since 2000)

2000 „ansicht – aufsicht“, Kunstforum, Neues Rathaus, Völklingen; „Lignes“, Galerie de La Médiathèque de Forbach, Forbach/FR; 2002 Schloss Dagstuhl, Wadern; 2003 Galerie Atelier Libre, Ottweiler; 2004 „Arbeiten der letzten 20 Jahre“, Meisterhaus Völklingen; 2006 „Im Fadenkreuz“, Galerie 48, Saarbrücken; 2007 „Joachim Ickrath – Drehmomente“, Kunstverein Dillingen im Alten Schloss e.V.; 2009 „Joachim Ickrath – Einheit / Vielfalt“, Rathausgalerie, St. Ingbert; 2018 „Joachim Ickrath – Arbeiten aus 50 Jahren“, Art Gallery 64, Maler-Zang-Haus, Birkenfeld; “Joachim Ickrath – Colorcode”, Saarländisches Künstlerhaus, Saarbrücken; 2020 “Joachim Ickrath – Colorcode”, Museum im „Stern“, Warburg; 2024 „Interaction of Color* – Eine Didaktik des Sehens“, City-Büro und Altes Rathaus, Völklingen

 Ausstellungsbeteiligungen / Group shows (Auswahl seit 2000 / Selection since 2000)

2000 „Große Kunstausstellung“, Haus der Kunst, München; „Kunstszene Saar – Visionen 2000. Künstlerische Positionen am Beginn des 21. Jahrhunderts“; Landeskunstausstellung NRW, Düsseldorf; „Sichtweisen“, Kulturgut Völklingen, Völklingen; 2001 Landeskunstausstellung NRW, Düsseldorf; 2017 „Saarart11“, Lehrwerkstatt Burbach, Saarbrücken; 2018 „Joachim Ickrath, Werner Constroffer: Vom Überleben der Kunst Suprema(r)R“, Kunstverein Dillingen im Alten Schloss, Dillingen; „Konkrete Funde“, Schloss Dagstuhl, Wadern; 2023 „SaarART 2023 – Au rendez-vous des amis“, Landeskunstausstellung, Ludwig Galerie Saarlouis