Till Neu
Bilder Orte
14. Oktober 2010 – 19. Dezember 2010
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Eröffnung
14. Oktober 2010 - 19:00 Uhr
Einführung
Prof. Stefan Koppelkamm, Hochschule f. bildende Künste Berlin –Weißensee
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Berlin – Potsdam
Der saarländische Künstler Till Neu (*1943) ist nach Berlin gekommen, um »Bilder« von der Stadt zu »probieren«. Till Neu hat sich Berlin und auch das benachbarte Potsdam flanierend erschlossen. Er hat sich die Städte erlaufen und genau angeschaut, um Strukturen, Eigenschaften und Geschichte der Orte in sich aufzunehmen und das Wahrgenommene direkt in Skizzen und Fotografien und später in seine Bilder von der Stadt einfließen zu lassen.
Till Neus Bilder von Berlin und Potsdam sind keine Darstellungen von Häusern, historischen Gebäuden oder Orten im herkömmlichen Sinne. Sie machen anschaulich, wie dem genauen Beobachter Neu die Orte erschienen sind.
In seinen gegenstandslosen Bildern aus »Farbfeldern oder Elementarformen mit malerischen Flecken und Texturen« (Till Neu) spielen ordnende Bildstrukturen eine große Rolle. Sie sind jedoch nicht nur bildnerischer Selbstzweck, sondern beziehen sich auch auf die reale Welt. In einigen seiner Berlin-Bilder hat sich Neu auf die Oberflächenstruktur der Stadt, auf ihre Architektur bezogen. Seine malerischen »Paraphrasen« auf die Fassaden von Bruno Tauts Hufeisensiedlung in Britz greifen die Farbgestaltung der Fassaden, aber auch die konkreten Umrisse der Fenster auf und überführen sie in eine eigenständig organisierte Bildordnung aus grauen und farbigen rechteckigen Flächen.
Andere Bilder der Stadt kombinieren Farbflächen mit gegenständlicher Darstellung. Seit 1967 verfolgt Till Neu dieses Konzept, bei dem Abbilder von Realitätsfragmenten in die ansonsten gegenstandslosen Bilder integriert werden. Für seine Berlin-Bilder hat sich Neu u.a. mit einer »Ikone« der Stadt, dem Reichstag, beschäftigt. Sein Reichstagsbild, eine Kombination aus Farbfeldmalerei und historischer Ansicht, zeigt das Gebäude nicht im jetzigen Zustand sondern im zerstörten, nach der Bombardierung durch die Alliierten. Es erscheint, umgeben von einem doppelten Umriss-Halo, isoliert auf der rechten Hälfte der weiten, grauen Leinwandfläche.
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen: Bilder Orte – Berlin Potsdam (Hrsg.: Till Neu), Saarbrücken 2010, 64 Seiten, mit Textbeiträgen von Gerhard Trommer und Andrea Weber und einem Résumé von Till Neu in englischer und französischer Sprache (ISBN 978-3-938415-51-1).